Sound Design
4.1 Orientierung und Subjektivierung
Die Gestaltung kompletter auditiver Szenografien mittels zeichenhaft überhöhter Klangobjekte ermöglicht den unmittelbaren Verweis auf ein bestimmtes Setting. Zu unterscheiden sind dabei einzelne Orientierungslaute, die einen Schauplatz charakterisieren, und Atmosphären, die als Verbünde von meist maximal drei Orientierungslauten organisiert sind. Typische Konstellationen sind zirpende Grillen und entferntes Hundegebell, die eine nächtliche Landschaft im Süden darstellen, oder leises Geschirrklappern und Gesprächsfetzen im Restaurant. Die Orientierungsfunktion der Tonspur basiert zu weiten Teilen auf Stereotypen, die der Rezipient sofort und mühelos versteht. Im akustischen Setting zeigt sich auch die Kardinalfunktion der Tonspur, die darin besteht, Kohärenz zu schaffen und die durch Schnitte fragmentierten filmischen Einstellungen in einem übergeordneten Ganzen zu verankern. Der ökonomische Einsatz von Klangobjekten, die einen Schauplatz akustisch charakterisieren, ist exemplarisch in 48 Hrs. (US 1983, R: Walter Hill) zu beobachten. Eine dichte Lautsphäre aus Telefonklingeln, Schritten und Hintergrundstimmen suggeriert zunächst den Eindruck von Geschäftigkeit und wird im Laufe des Films reduziert, bis das Telefonklingeln als alleiniger Orientierungslaut den Schauplatz eines Polizeibüros anzeigt.