Sound Design

4 Funktionen von Klangobjekten im Sound Design

Die Entwicklung des Sound Designs Mitte der 1970er Jahre hat das ästhetische Vokabular des Filmtons auffallend verändert, denn im Begriff Sound Design schlägt sich die neue Auffassung des gestaltenden Eingriffs einer individualisierten Schöpferpersönlichkeit nieder. Die Tätigkeit eines Sound Designers ist als Erarbeitung eines ästhetischen Gesamtkonzepts für den Filmton zu verstehen, das Aspekte der Gestaltung von Sprach- und Geräuschaufnahmen – nicht jedoch die Musik – umfasst.

Entscheidend für die Entwicklung des Sound Designs im amerikanischen Mainstream-Film dürften in erster Linie kulturelle Faktoren gewesen sein. Denn federführend waren die Protagonisten des New Hollywood, eine junge Generation von Filmemachern wie Francis Ford Coppola, Martin Scorsese, George Lucas oder Steven Spielberg. Sie alle wuchsen im Umfeld der antibürgerlichen Jugendkulturen der 1960er Jahre auf, deren kraftvollste kulturelle Praxis in der Rockmusik ihren Ausdruck in einem schmutzigen, dem Körperlichen verpflichteten Sound mit elektroakustischer Verstärkung fand. Zudem waren diese sogenannten Movie Brats Kenner nicht nur der amerikanischen Filmtradition, sondern auch des europäischen Kunstfilms und besonders der Nouvelle Vague, welche die Idee des demokratischen Tons verkörperte, bei dem verschiedene Segmente in einem spannungsgeladenen unorganisierten Verhältnis zueinander stehen. Schlüsselfiguren des Umbruchs waren die Sound Designer Walter Murch, der mit Francis Ford Coppola sowohl an The Conversation (US 1974) wie auch an Apocalypse Now (US 1979) gearbeitet hat, und Ben Burtt, der das Star Wars-Universum klanglich gestaltete.

Auch die Weiterentwicklung der Audiotechnik hatte großen Einfluss auf die Entwicklung des Sound Designs. Aus praktischen und ökonomischen Gründen waren die Mehrspurformate in den 1960er Jahren fast vollständig aus den Kinos verschwunden. Erst die Einführung von Dolby-Stereo Mitte der 1970er Jahre, einem Stereo-System mit Mitten- und Surroundkanal, brachte die entscheidende Wende zu einer flächendeckenden Ausrüstung der Kinosäle mit Stereo-Systemen. Ab den frühen 1990er Jahren fand die Umstellung auf digitale Systeme statt. Diese Systeme verfügen über mehrere Surround-Kanäle sowie einen Subwoofer für die Basswiedergabe.

Im Unterschied zur Regel See a dog – hear a dog des klassischen Hollywoodfilms, die besagt, dass kein Klangobjekt ohne die entsprechende visuelle Repräsentation verwendet werden darf, hat sich inzwischen eine vielgestaltige Interaktion zwischen Ton und Bild herausgebildet, die sich mit Michel Chions Begriff valeur ajoutée (Mehrwert) fassen lässt.[3] Das souveräne Klangobjekt neuerer Filmtonspuren kann über den Hinweis auf eine Klangquelle hinaus materielle Beschaffenheiten und sinnliche Qualitäten sowie Funktionen und deren Konsequenzen etablieren.

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