Performance Art als Schnittstelle für Visuelles und Auditives
3.5 Notation
Ein typisches Merkmal von Fluxus-Notationen sind Beschreibungen in Form nüchterner Texte, die als Partituren fungieren. Derartige Beschreibungen muss man vor dem Hintergrund einerseits der traditionellen Notationsweise sehen und andererseits der manchmal schwer zugänglichen, geradezu hermetischen experimentellen Systeme, die andere Musiker der Avantgarde ausklügelten. Indem sie sich eindeutig von diesen Konventionen distanzieren, lenken diese Texte den Blick auf die Notation an sich und erinnern uns daran, dass es sich dabei nicht um ein transparentes Medium für Beschreibungen oder Anweisungen handelt, sondern um ein erworbenes und kulturell vermitteltes System. Die Fluxus-Notation mit ihrer einfachen Beschreibung zielt vorrangig auf leichte Zugänglichkeit; sie verlangt nicht die Beherrschung einer Fachsprache oder eines besonderen Jargons. Was eine derartige Partitur beschreibt, ist jedoch eine Reihe von Aktionen; sie beschreibt nicht die Musik in einem herkömmlichen Sinn und stellt sie auch nicht dar. Die Musik oder die Klänge, die durch diese Aktionen entstehen, sind der Partitur gegenüber sekundär. Zur Beschreibung selbst eines einfachen konventionellen musikalischen Parameters braucht es viele Wörter; die von Fluxus-Künstlern verwendeten Partituren beinhalten fast immer Anweisungen für die Einrichtung einer Situation (ohne deshalb deskriptiv zu sein), in der die Abfolge der Aktionen als Musik zu sehen ist: Die Partitur ist das Agens, durch das der lesende Künstler in das Theater der Aktion eingebunden wird.[10] Es lohnt hier, sich daran zu erinnern, dass Partituren gewöhnlich musikalische Sachverhalte anschaulich machen; verschiedene Notationsweisen legen darauf verschiedenes Gewicht, alle aber vermitteln Information auf visuellem Weg.
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