Performance Art als Schnittstelle für Visuelles und Auditives
3.2 Musik als Performance
Musik ist performativ in der von Michael Kirby gefundenen Definition[6]: Sie ist nicht eine theatralische Darbietung im gewöhnlichen Sinn, da ein Musiker beim Musizieren nicht jemand anderen verkörpert, wie das bei einem Schauspieler der Fall sein kann; Musiker spielen als die Personen, die sie tatsächlich sind. Da auch FluxuskünstlerInnen als die Personen, die sie tatsächlich sind, auftreten oder spielen, kann das, was sie aufführen, als Musik angesehen werden. Der stumme Begleiter der Musik ist immer schon das Visuelle, und was sich aus der Fluxus-Ästhetik ergibt, ist die Symbiose dieser Koexistenz. Fluxus-Arbeiten erhalten ihre Bedeutung erst dadurch, dass man sich diese Verschiebungen, ihr Hin- und Hergleiten zwischen den Medien bewusst macht: Eine der Prämissen von Fluxus-Arbeiten ist die Annahme, dass zwischen den Dingen enge Analogien bestehen.[7]
Marcel Duchamp hatte erstmals bereits 1913 ein aleatorisches Verfahren als ästhetische Technik in einem Musikstück eingesetzt, und zwar in seinem Erratum Musical, das auch in der Boîte verte (Grüne Schachtel) von 1934 enthalten ist. Hier soll jede Taste der Klaviatur nur einmal benützt werden. Die Töne sollen in gleichmäßigen Abständen erklingen, wobei die Bestimmung des Tempos dem Aufführenden vorbehalten bleibt. In den Arbeiten von Duchamps Freund John Cage wurden aleatorische, d. h. zufallsbedingte Verfahren und die dem Ausführenden zugewiesene Rolle noch stärker ästhetisch maßgebend. Cages zukunftsweisende Arbeit 4′33″ wurde am 29. August 1952 in der Maverick Concert Hall in Woodstock, New York, von David Tudor uraufgeführt. Während der gesamten Dauer dieses dreisätzigen Werks – die Gesamtdauer wurde vom Komponisten auf aleatorischem Weg festgelegt – erzeugt der Ausführende keinen einzigen Ton absichtlich. Dieses Stück ist für das Verständnis von Cages Ästhetik von zentraler Bedeutung und wurde von ihm selbst immer als sein wichtigstes Werk angesehen: Ich denke immer an dieses Stück, bevor ich das nächste schreibe.[8] Die Musik wird für Cage zum Vorbild für jede Performance.
- Performance Art als Schnittstelle für Visuelles und Auditives
- Grafische Notation und musikalische Grafik
- Gesamtkunstwerk
- Klang-Bild-Relationen in Games
- Filmmusik
- Von den Farbenklavieren zur autonomen Lichtkinetik
- Expanded Cinema
- Architektur und Musik
- Klang im Animationsfilm
- Musikalisches im abstrakten Film
Werke: 4′33″, Erratum Musical, Grüne Schachtel
Personen: John Cage, Marcel Duchamp, Michael Kirby, David Tudor
Körperschaften: Fluxus, Maverick Concert Hall