Malerei und Musik

1 Verhaltene Anfänge

Seit der Antike bestand im Kontext von Welterklärungssystemen, die unter anderem auch Jahreszeiten, Planeten, Elemente, Metalle und Himmelsrichtungen in Beziehung zueinander setzten, ein Interesse an der Zuordnung von Farben zu Tönen, das allerdings zunächst ohne nennenswerten Niederschlag in der Malerei blieb. Eine lange Tradition weist auch der Vergleich der Künste in Philosophie und Kunsttheorie auf, der meist auf Teilaspekte der Künste beschränkt blieb und darauf abzielte, eine Rangordnung unter ihnen herzustellen. Bereits im 17. Jahrhundert wurden zukunftsträchtige Verknüpfungen von Farbe und Ton, Kolorit und musikalischer Harmonie sowie Zeichnung und Melodie vorgenommen.[1] In Metaphern (zum Beispiel Farbkonzert) fanden diese Bezüge in der Kunstliteratur Verbreitung. Insbesondere die venezianische Malerei des 16. Jahrhunderts schien mit ihrem brillanten Kolorit der Schwesterkunst sehr nah. Die Harmonie der Farben wurde sowohl mit derjenigen der Töne als auch mit dem Zusammenspiel verschiedener Musikinstrumente verglichen. Nicht von ungefähr soll Paolo Veronese sich selbst, Tizian und Tintoretto in seiner Hochzeit zu Kana (1562–1563, Paris, Louvre) als Musiker dargestellt haben. Möglichkeiten, Gestaltungsprinzipien der Musik auf die Malerei zu übertragen, wurden allerdings bis ins 18. Jahrhundert hinein nur vereinzelt erprobt. 1647 erläuterte Nicolas Poussin einem Mäzen zwar anhand der Kirchentonarten und deren gezieltem Einsatz für unterschiedliche Wirkungsabsichten in der Musik die Notwendigkeit, die Komposition auf das Sujet abzustimmen.[2] Poussin nutzte jedoch eher ein Analogiemodell zur Unterstützung seiner Argumentation, als dass er ein Regelwerk entwickelte, das er konsequent in der Malerei befolgt wissen wollte.

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