Ton-Bild-Relationen in der interaktiven Kunst
6 Der Weg zum manipulierbaren Bild: Videokunst
Frühe Systeme, die sich technische Interaktion zunutze machten, basierten fast ausschließlich auf akustischem Input und generierten Bewegung, Licht und/oder Klänge als Output. Erst mit der Entstehung der Videotechnologie in den 1960er und 1970er Jahren wurde die Echtzeit-Aufnahme und -Manipulation bewegter Bilder möglich. Nam June Paik hatte bereits 1963 in seiner ersten Einzelausstellung Exposition of Music – Electronic Television das Publikum eingeladen, Fernsehbilder entweder direkt mittels eines Magneten oder aber durch über ein Mikrofon verstärkte Geräusche, die zur Manipulation des Magnetfelds der Bildröhre genutzt werden, zu verzerren. Um 1970 entwickelte er dann gemeinsam mit Shuya Abe einen der ersten Video-Synthesizer, der die elektronische Montage, Manipulation und Farbcodierung von Videos ermöglichte. Die Manipulation von Videobildern durch Ton wird auch in der Nachfolge von Paik weiter betrieben, etwa in Steina Vasulkas Violin Power oder den Arbeiten von David Stout – allerdings dann meist ohne Partizipationsmöglichkeit des Publikums. Diese wird in die Videokunst dann im Rahmen von Closed-Circuit-Installationen realisiert, die das Bild des Rezipienten aufnehmen und auf Bildschirmen – manchmal zeitversetzt – wiedergeben. Sie basieren jedoch fast ausschließlich auf visuellen Feedbackschleifen.