Video, ein audiovisuelles Medium
3 Die Verwendung von Synthesizern für die Videobearbeitung
Mit einem Synthesizer werden Wellenformen (Audio und Video) entweder intern mit Oszillatoren generiert (synthetisiert) oder vorhandene Signale moduliert.
Steina und Woody Vasulka setzen zunächst Audiosynthesizer als Interface ein, um ein Videosignal in ein Audiosignal zu transformieren. Dabei werden Bildsignale in Ton übersetzt und der Ton durch Bilder kontrolliert. Speziell für die Bildbearbeitung entwickelte Videosynthesizer, beispielsweise der von Nam June Paik und Shuya Abe gebaute Paik/Abe Synthesizer (1969) sowie Stephen Becks Direct Video Synthesizer (1970) und Eric Siegels Electronic-Video-Synthesizer (1970) lösen
Video von kamerabasierten, optischen Aufzeichnungsgeräten los, indem sie Signale in Bewegung generieren, deren zeitlicher Verlauf zudem sicht- und hörbar gemacht werden kann. In solchen Videosynthesizern werden mittels Oszillatoren Wellenformen erzeugt, die modular miteinander verbunden werden können und in dieser Synthese neuartige, mitunter dreidimensional wirkende Formen entstehen lassen.
Ein Synthesizer kann schon deshalb in die variable Struktur von Video integriert werden, weil er die Information verschiedener Module prozessiert, die alle Eingangs- und Ausgangsverbindungen haben. Die Signale, die verschiedene Module durchlaufen, können am Ende aufgenommen und wiedergegeben werden. Hervorzuheben ist, dass die Farbkanäle (rot, grün, blau) einzeln bearbeitet werden, was die Vielfalt der Prozesse und Kombinationsmöglichkeiten erhöht.
Ab den späten 1960er Jahren entwickelten Ingenieure, oft in enger Zusammenarbeit mit Künstlern, weltweit verschiedene Modelle von Synthesizern[2]. Während viele dieser Geräte in Vergessenheit geraten sind, ist der Paik/Abe Synthesizer aufgrund des Erfolgs des Videokünstlers Nam June Paik heute der bekannteste Videoapparat. Paik hat seinen Synthesizer allerdings nicht zur internen Generierung von Audio und Video verwendet, sondern mit Kamera-Input und externem Bildmaterial gearbeitet.[3]
Im Fernsehstudio von WGBH in Boston erreichte der Paik/Abe Synthesizer erstmals in der vierstündigen Ausstrahlung von Video Commune die Öffentlichkeit (1.8.1970). Bei dieser interaktiven Performance von Paik wurden modifizierte Fernsehbilder live und mit Beatles-Songs unterlegt ausgestrahlt. Vorausgegangen waren die aufgezeichneten Experimente mit dem Paik/Abe Synthesizer im WGBH-Fernsehstudio und in Kooperation mit seinem Direktor David Atwood, 9/23/69: Experiment with David Atwood (USA 1969). Auch in dem Videoband Global Groove (USA 1973) entwirft Paik ein Kaleidoskop der Medienkommunikation mittels Dekomposition und Rekomposition von Ausschnitten aus Fernsehsendungen, Theaterdokumentationen, Werbung und einer Fluxus-Performance von Charlotte Moormann (TV-Cello). Das durch magnetische Manipulation, Feedback, Synthesizer und Prozessor veränderte Material collagiert er zu einer musikalisch strukturierten Fließbewegung, die intervallhafte Wechsel und clusterartige Überlagerungen verschiedener Bearbeitungsvorgänge aufweist. (siehe Werkbeschreibung)
Werke: 9/23/69: Experiment with David Atwood, Direct Video Synthesizer, Electronic Video Synthesizer, Global Groove, Paik/Abe Video-Synthesizer, TV Cello, Video Commune: Beatles from Beginning to End – An Experiment for Television
Personen: Shuya Abe, David Atwood, Stephen Beck, Charlotte Moorman, Nam June Paik, Eric Siegel
Körperschaften: Experimental Television Center, Steina und Woody Vasulka, The Beatles, WGBH