Tanz als Audiovision

2 Ballet de Cour (Höfisches Ballett), Ballettoper

Im Übergang von der Renaissance zum Barock beginnt der Tanz, sich als eigene Kunst zu etablieren. Als erstes Ballett gilt das Ballet comique de la Reine (1581) von Baltasar de Beaujoyeulx. Die Musik der frühen Hofballette, einer Mischung aus Instrumentalmusik, Gesang, Rezitation und Tanz, untermalt und illustriert die visuelle Darstellung. Sie enthält lautmalerische Effekte zur Nachahmung von Naturgeräuschen wie Vogelgezwitscher und Donnerhall.[3] Die Handlung ist der Funktion der Hofballette als Repräsentation höfischer Macht untergeordnet. 1661 gründet Ludwig XIV. die Académie royale de danse und 1669 die Académie royale de musique, aus der die Pariser Opéra hervorging. Jean-Baptiste Lully verkörpert die Konzeption von Tanz und Musik aus einer Hand. Er kreiert Ballets de Cour, die vom Adel und dem König aufgeführt werden und in denen sich Repräsentation und Performanz durch die Identität der Ausführenden mit den Rezipienten überlagern. Seinem Auftritt als Apoll in Lullys Ballet royal de la nui (1653) verdankt Ludwig seinen Beinamen Roi Soleil. In der Ballettoper sinkt der Tanz trotz seiner Professionalisierung durch den Verlust der symbolischen Funktion zum Divertissement herab. Als nicht handlungstragendes Element bleibt er ein sichtbares Ornament der Musik, ein verzierendes Beiwerk des Gesanges und der Recitation, gleichsam eine Arabeske der Oper.[4]

1700 veröffentlicht Raoul-Auger Feuillet eine von Pierre Beauchamp entwickelte Notation unter dem Titel Chorégraphie, ou l’art de d’écrire la danse und führt den Begriff chorégraphie im Doppelsinn einer Verschriftlichung (Notation) und des Schreibens (Entwerfens) von Tänzen ein. Die Bewegung wird in ein Zeichenschema übertragen, das parallel zu den Noten der Musik gesetzt ist, sodass beide Ebenen Schritt für Schritt und Takt für Takt vergleichbar werden.[5] Bis heute sind ihr zahllose Notationsentwürfe gefolgt, unter anderem von Laban und Benesh. Da sich keine davon einheitlich durchsetzte, ist die Partitur der Musik als Zeitraster eines Balletts in Verbindung mit bildlich überlieferten Posen häufig Hauptanhaltspunkt für eine Rekonstruktion.[6]

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