Farbe-Ton-Analogien

3 Analogien von Farbbreiten im Spektrum und Tonintervallen innerhalb einer Tonleiter

Athanasius Kircher hatte nicht nur symbolische Zuordnungen erstellt, sondern 1650 auch Farben und Tonintervalle einander zugeordnet. Hinsichtlich der Farbskala griff Kircher auf das neu entwickelte Farbsystem des Aguilonius von 1613 zurück, in dem dieser von drei Grundfarben Gelb – Rot – Blau ausging, diese aber noch, in aristotelischer Tradition, von Weiß und Schwarz umrahmte und damit der Helligkeit nach ordnete. Kircher setzte nun die Farbe Grün, die in diesem System keinen Platz hatte, zwischen Rot und Blau, parallelisierte sie mit der Oktave und ordnete die Konsonanzen zum Weißen und die Dissonanzen zum Schwarzen hin an.

Isaac Newton hatte 1666 mit Prismenversuchen begonnen und 1671 das Spektrum des Sonnenlichtes in fünf Farben eingeteilt: Rot – Gelb – Grün – Blau – Purpur. (1672 ging er sogar kurzfristig von einer Elfteilung des Spektrums aus.) Um die Proportionen dieser fünf Farben eleganter und ausgeglichener zu gestalten, führte er 1672 zwei Zwischenfarben ein und erhielt Rot – Orange – Gelb – Grün – Blau – Indigo – Violett. Mit dieser Aufteilung postulierte er eine Ähnlichkeit zum Tonsystem, da die sieben Stufen seiner Farbskala das Spektrum so aufteilen würden wie die sieben Töne eine Tonleiter. Daraus folgerte er, dass es eine Harmonie der Farben in Analogie zur Harmonie der Töne geben könne. 1704 ordnete er daher die sieben Farben in Kreisform an und verglich die Farbbreiten mit den Intervallen innerhalb einer dorischen Tonleiter. Dem griechischen Ideal einer kosmischen Harmonie verpflichtet, zog Newton im Sinne einer Einheit der Natur außerdem den Vergleich zu den sieben Planeten heran. Dieses Analogiemodell wurde von ihm in den Opticks (1704) veröffentlicht und von nachfolgenden Farbe-Ton-Theoretikern rezipiert. Während bisherige Theorien sich nur auf Tonintervalle bezogen, erscheint bei Newton zum ersten Mal in der Geschichte der Vergleich mit einer Tonleiter. Damit war es nur noch ein kleiner Schritt bis zur Reduzierung von Tonintervallen innerhalb einer Tonleiter auf einzelne Töne und von Farbbreiten auf die Farben selbst, wie es im frühen 18. Jahrhundert vorgenommen wurde.

Darüber hinaus überwand Newton Aristoteles’ Anordnung der Farben zwischen Schwarz und Weiß, setzte damit zahlreiche bisherige Farbenlehren außer Kraft und stellte sein Farbe-Ton-Analogiemodell auf eine physikalische Grundlage.

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