Atelier COS
© Chicks On Speed, courtesy the artists
Die Gruppe Chicks On Speed (COS), anfänglich bestehend aus Melissa Logan, Alex Murray-Leslie und Kiki Moorse, gründete sich Mitte der 1990er Jahre im Umfeld der Akademie der Bildenden Künste in München. Ein frühes Projekt war die Seppi Bar, die als temporärer Club, Ausstellungs- und Auftrittsort fungierte. Hier legten bekannte DJs wie Justus Köhncke auf. Auch wenn sich die Gruppe dem gängigen Werkbegriff widersetzte und in erster Linie Shows, Performances und Multiples produzierte, gab es daneben einen vielseitigen visuellen Output (Cover, Kleidung, Videoclips, Plakate etc.). Mit der Herstellung von Objekten dieser Art begann auch die Bandgeschichte. Bevor COS einen einzigen Tonträger publiziert hatten, konnten sie bereits eine große Palette von Merchandisingprodukten und Filmen anbieten. Bald wurde aus der Fakeband eine reale Musikgruppe. Um die Produktion und Distribution nicht in fremde Hände geben zu müssen, gründeten sie ihr eigenes Label Chicks on Speed Records, auf dem sie bevorzugt Arbeiten von Frauen sowie Musikern mit künstlerischem Background veröffentlichten.
Atelier COS hieß im Frühjahr 2004 die erste umfassende Installation der Chicks On Speed, in der sie auf ihre Musikkarriere zurückblickten und ihre medialen Strategien zur Stargenerierung überdachten. Das Atelier COS im Kunstverein Wolfsburg sollte als Ausstellung funktionieren, aber auch Produktionsort, Auftrittsstätte und Verkaufsraum sein. Es war von Fake Band bis Class War in verschiedene Themenbereiche unterteilt. An der Eröffnung wurden zusammen mit einigen Helfern Textilien (vom Zuschnitt über den Druck bis zum fertigen Produkt) hergestellt, einerseits weil Kleidungsstücke einen wichtigen Bestandteil ihres Merchandisings bilden, andererseits weil COS damit eine Sweatshop-Produktionslinie gleichsam in Nachbarschaft zur Fließbandarbeit im VW-Werk präsentieren wollten. Mit Press the Press, einem großformatigen Wandbild aus vergrößerten Kopien von Artikeln über COS, kommentierten sie den Musikjournalismus. Ihre im Raum hängenden, weiblichen Monster bildeten einen Kontrapunkt zum herkömmlichen Schönheitsideal. Im Mittelpunkt des Kunstvereinssaals stand eine Bühne, die als Ausstellungsstück mit Stoffen und Textbändern ausstaffiert war. Das Bühnenbild bestand aus einem großformatigen Gemälde von Daniel Richter, das auch als Plattencover der 12"-Single Wordy Rappinghood (2003) diente. Auf dieser Bühne gab die Band während einer Labelnacht, in der auch Kevin Blechdom und Angie Reed auftraten, ein Konzert. Nach dem Ende der Ausstellung zog das Atelier COS in das Palais de Tokyo in Paris um.
- Originaltitel: Atelier COS
- Datum: 21.2.2004 – 25.4.2004
- Genre: Installation
- Ableitung: Press the Press, Fake Band, Class War