Un coup de dés

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Seite aus Un Coup de Dés jamais n'abolira le Hasard (1897) von Stéphane Mallarmé
Ausgabe der l’Imprimerie Nationale aus dem Jahr 1990

Stéphane Mallarmé hat an seinem im Druck 10 Doppelseiten umfassenden Langgedicht Un coup de dés (Ein Würfelwurf) dreißig Jahre gearbeitet. Die erste seinen Wünschen annähernd folgende Druckversion von 1897 kam erst kurz vor seinem Tod in Gang und kann daher nur eingeschränkt als endgültig gelten. Status und ästhetische Intention des Werkes gehen weit über klassische Bildgedichte hinaus: Der Hauptsatz Jamais un coup de dés n’ abolira le hasard (Niemals wird ein Würfelwurf den Zufall abschaffen.) ist, in der größten Drucktype, über den gesamten Text verstreut. In den Zwischenräumen befinden sich Nebensätze mit 9 weiteren Drucktypen und Auszeichnungen. So soll eine Lektüre auf mehreren Ebenen, ähnlich der einer Partitur, möglich werden. Große Abstände wie gänzlich leere Seiten lassen den Leser seinen eigenen Schiffbruch (naufrage) erfahren. Im Französischen besonders leicht nachzuvollziehen, erlaubt die phonetische Gleichheit etwa von maître und mètre (Meister/Metermaß) oder von coup de dés und coup d’ idées (Würfelwurf/spontaner Einfall) vielfältige Assoziationen. Parallelen zu Debussys Oberflächenästhetik liegen nahe: das Konstruktionsprinzip von La mer (1905) besteht nicht in zielgerichteter Progression, sondern in der Gleichzeitigkeit oder Abfolge vieler kleiner und kurzfristiger Bewegungen. Mallarmés Werk hat zahlreiche, zumeist unbefriedigend bleibende, Übersetzungsversuche, Verfilmungen und Vertonungen angeregt. 1998 wurde es im Pariser Musée d’ Orsay auf die 4 Seiten eines Raumes projiziert und damit als Sternenkonstellation räumlich erfahrbar.



 

Werkdetails
  • Originaltitel: Un coup de dés
  • Datum: 1897
  • Genre: Gedicht

Dieses Werk ist Thema in folgenden Texten