Tönende Ornamente
© Fischinger Trust, courtesy Center for Visual Music
Oskar Fischinger, der vor allem für seine zu populären Musikstücken und Schlagern synchronisierten abstrakten Animationsfilme bekannt ist, interessierte sich auch für die technischen Beziehungen zwischen Bild und Ton im Film. Um 1931 stellte er fest, dass die Lichttonspur auf dem Film aus abstrakten Mustern besteht. In den folgenden Monaten arbeitete er systematisch an den Möglichkeiten, Töne durch abstrakte Zeichnungen bzw. Ornamente auf der Lichttonspur des Films herzustellen, weshalb diese Experimente zu den ersten Filmen gehören, die nicht mit Tonaufzeichnungen, sondern mit direktem Ton arbeiteten. Ton und Bild sind hier zumindest theoretisch eine Einheit; man hört von der Tonspur die gleichen Ornamente, die man auf der Bildspur sieht.
Fischinger schickte nicht nur Kopien seiner Experimente zu Vorführungen an der London Film Society und am Bauhaus, sondern veröffentlichte auch eine Pressemeldung, die enormes Echo hervorrief und unter den Titeln Tönende Ornamente oder Klingende Ornamente große Verbreitung fand.
Darin erklärte Fischinger, dass er sich von diesem Verfahren nicht nur eine Einheit von Bild und Musik, sondern auch ein völlig neues, direktes Klangsynthese-Verfahren für Komponisten erhoffte. Die synthetisch erzeugten Klänge sind jedoch zumindest im traditionellen Musikverständnis mehr Geräusche als eigentliche Musik und nehmen damit spätere Entwicklungen der elektronischen und Neuen Musik vorweg. Tatsächlich kam es nicht nur zu einer Begegnung zwischen Oskar Fischinger und John Cage nach Fischingers Ankunft in den USA 1936, sondern fand der Komponist in Fischingers Konzepten auch Anregungen für seine Auffassung von Klang: He said that every thing in the world has a spirit which is released by sound, and that set me on fire, so to speak.[1]
- Originaltitel: Tönende Ornamente
- Datum: 1932
- Genre: Film