Wavelength

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Still aus Wavelength (1967) von Michael Snow
© Michael Snow

Bei der ersten legendären Vorführung seines Films Wavelength 1967 in New York für etwa zehn Freunde – unten ihnen waren Jonas Mekas, Ken und Flo Jacobs, Amy Taubin, Nam June Paik, Shirley Clarke – spielte Michael Snow den Ton noch parallel zur Projektion von einem externen Kassettenrekorder ab. Auf genaue Synchronizität kam es nicht an, obgleich sich einige Töne auf abgebildete Handlungsfragmente bezogen, wie etwa auf die Schritte und Stimmen auftretender Personen. Bei aller Beziehung zwischen Bild und Ton wollte der als Jazz-Musiker (und Zeichner, Maler und Bildhauer) zum Film kommende Snow doch, dass die visuellen wie auch die akustischen Ausdrucksmittel unabhängig voneinander blieben. Auf keinen Fall sollte der Ton sich auf eine bloß unterstützende Funktion des Bildes reduzieren.

Zu sehen ist in Wavelength eine sich über 45 Minuten langsam verengende Ansicht des Inneren eines New Yorker Lofts bzw. von dessen Fensterwand. Grob gesehen wirkt die Bewegung des Bildes wie ein kontinuierlicher Zoom, von der Weiteinstellung auf den Raum bis zur Naheinstellung auf ein an der Fensterwand hängendes Foto von Meereswellen. Genauer betrachtet ist dieser lange Zoom allerdings aus vielen einzelnen Abschnitten zusammengesetzt, wobei die Einstellungsgrößen oder die Belichtungen an den Montagestellen einander nicht (genau) entsprechen. Stellenweise sind Zeitsprünge zwischen Tag und Nacht zu erkennen. Bisweilen unterbrechen Farbfilter oder die Umkehrung ins Negativbild den einheitlichen Verlauf. Vor allem im späteren Teil des Films prallen weite und nahe Einstellungsgrößen abrupt aufeinander. In die apparative Bildbewegung eingestreut, ereignen sich verschiedene Handlungen: Zunächst tragen zwei Personen unter Anweisung einer Frau einen Schrank in den Loft. Später kehrt die Frau zusammen mit einer weiteren Frau wieder. Eine von ihnen schließt das Fenster. Synchron dazu verstummt das womöglich von der Straße kommende Rauschen. Die andere Frau schaltet ein Abspielgerät ein, aus dem der Beatles-Song Strawberry Fields Forever ertönt. Als die Frau das Abspielgerät ausschaltet, verstummt die Musik; gleichzeitig erschallt von Neuem das schon von vorher bekannte Rauschen, ohne dass jenes Fenster nun geöffnet worden wäre. Die Frauen verlassen den Raum. Später tritt ein Mann auf, der, kurz nachdem er im Bild zu sehen ist, wie vom Infarkt getroffen zu Boden sinkt und damit aus dem inzwischen verengten Bild verschwindet. Noch später erscheint eine Frau, die jemandem telefonisch mitteilt, dass (für den Zuschauer unsichtbar) ein Mann tot im Zimmer liegt.

Zu hören sind in Wavelength zum einen die den Handlungsfragmenten entsprechenden, teils asynchron einsetzenden Geräusche, Stimmen sowie der schon erwähnte Beatles-Song. Größere Anteile am Soundtrack hat allerdings die zwischen den Handlungsfragmenten zunächst langsame, dann sich stetig beschleunigende Sinusschwingung. Das demzufolge kontinuierliche Ansteigen der Tonhöhe findet auf der Bildebene eine Entsprechung in der Bewegung des sich (grob gesehen) kontinuierlich verengenden Bildes. Aus diesen beiden Bewegungen resultiert eine gewissermaßen hypnotische Wirkung des Films, die dessen sprachlichen und semantischen Anteilen, sei es der Dekonstruktion jener Handlungsfragmente oder auch der Diskontinuität der Zoombewegung, konterkarierend und katalysierend entgegensteht. Wo der Titel des Films sich zum einen auf die akustische Sinusschwingung und zum anderen auf das vom Film modulierte Licht beziehen lässt, trifft er drittens auf die Ironie des am Ende des Films formatfüllend gezeigten Fotos von Meereswellen.



 

Werkdetails
  • Originaltitel: Wavelength
  • Datum: 1967
  • Werkdauer: 45′
  • Genre: Film

Spezifikation
16mm-Film
Lichtton
Kanada/USA


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