Olga Mink ist eine niederländische Medienkünstlerin, die mit digitalen Medien, visueller Performance und interaktiver Kunst arbeitet. Sie begann ihre Laufbahn als visuelle Performerin im Jahr 1999 als Club-VJ, empfand diese Tätigkeit allerdings bald als zu einengend und konzentriert sich seither vor allem auf Live-Cinema-Performances. Sie selbst beschreibt ihre Situation wie folgt:
Ich brauche in meiner Arbeit eine enge, persönliche Zusammenarbeit mit Live-MusikerInnen. Wenn man mit einem DJ in einem Club arbeitet, gibt es meistens weder Kommunikation noch ein Konzept. Es fehlt die spezifisch ›künstlerische‹ Beziehung zwischen Audio und Video. Mein gegenwärtiger Arbeitsstil ermöglicht einen persönlicheren Zugang, der mir viel mehr Spaß macht. Und auch der Zeitaspekt macht die Arbeit in einem Live-Cinema-Setting interessanter: Im begrenzten Zeitrahmen kann man eine Spannung aufbauen, eine Narration, eine Entwicklung – wie in einem Konzert oder wenn eine Band live spielt. Das Publikum konzentriert sich darauf, die audiovisuelle Erfahrung aufzunehmen und mit dem Live-Aspekt zusammen ergibt das einen Synergieeffekt. Nach meinen Erfahrungen ist das in einem Club selten der Fall. Dort werden die Visuals meist zur bewegten Tapete degradiert. [1]
Mink räumt allerdings auch ein, dass das Live Cinema dem VJing viel verdankt: Live Cinema wäre insgesamt nicht so erfolgreich geworden, wenn VJing nicht von Anfang an eine wichtige Komponente in den Clubs gewesen wäre.[2]
Wie viele andere Live-Cinema-KünstlerInnen legt auch Mink besonderen Wert auf eine nuancierte Beziehung zwischen Sound und Visuals. Ihr ist dabei bewusst, dass es dem Publikum schwer fällt, zu erkennen, dass die Visuals live erzeugt werden, wenn man ohne exakte Synchronisation arbeitet:
Ich versuche eine Situation herzustellen, in der das Publikum nicht weiß, ob es sich um einen Film, eine Dokumentation, eine Installation oder eine Live-Cinema-Performance handelt. Ich will, dass die Grenzen sich verwischen. Es sollte nicht alles einfach übersetzbar sein und so klingen oder aussehen, wie man erwartet. Es ist viel interessanter, wenn verschiedene Spuren, sowohl Video als auch Audio, sich einander nähern, um sich dann wieder zu trennen und eigene Wege zu gehen. Live-Situation und Improvisation sind deshalb sehr wichtig und machen jede Performance auf ihre Weise einzigartig. [3]
Minks The Nature of Being ist 2008 in Zusammenarbeit mit dem Musiker Scanner entstanden. Natur- und Architekturbilder werden dabei auf drei Leinwände hinter Mink und Scanner projiziert. Das Werk illustriert Minks Interesse an einer nicht 1:1 übersetzenden Beziehung zwischen Audio und Video, da sich die beiden Ebenen gegenseitig interpretieren. Diese Art der Gegenüberstellung beschränkt sich nicht auf Bild und Musik, sondern wird auch auf die Beziehung der Bilder untereinander ausgeweitet: Mink erzeugt mit den drei Bildflächen einen visuellen Kontrapunkt, der sich aus dem jeweiligen inneren Rhythmus der Bilderfolgen auf den einzelnen Leinwänden ergibt. Am Ende kulminiert der Kontrapunkt in ein Unisono, indem alle drei Bildfenster zu einer einzigen großen Fläche verschmelzen. Die Wirkung ähnelt einer harmonischen Auflösung in der Musik: Die dissonanten und spannungsreichen Beziehungen zwischen den Bildern lösen sich in Konsonanz auf – und die abstrakte Narration entfaltet sich in The Nature of Being ebenso sehr über die formalen Elemente der Bilder wie über ihren Inhalt.
[1] Olga Mink, Amy Alexander, Interview mit Olga Mink per E-Mail, 10. September 2008.
[2] Mink, Alexander, Interview, 10. September 2008.
[3] Mink, Alexander, Interview, 10. September 2008.