Richard Wagner (1813–1883) trat schon mit Beginn seiner Karriere nicht allein als Dirigent und Komponist in Erscheinung. Ab den frühen 1840er Jahren begleitet seine musikalische Laufbahn eine rege literarische Tätigkeit. Unter dem Eindruck der Dresdner Revolution von 1849, an der sich Wagner als politischer Redner beteiligt hatte und schließlich steckbrieflich gesucht wurde, entstanden eine Reihe programmatischer Schriften. Im Züricher Exil verfasste Wagner 1849 neben Die Kunst und die Revolution die Abhandlung über Das Kunstwerk der Zukunft. Die ursprüngliche, in seiner Schrift Die Kunst und die Revolution enthaltene Verwendung des Begriffs Gesamtkunstwerk in Bezug auf die attische Tragödie wurde ausgeweitet auf den utopischen Entwurf eines Kunstwerks der Zukunft. Das Gesamtkunstwerk kann nur als Werk einer Genossenschaft aller Künstler entstehen. Es setzt dem Prozess der Zersplitterung der Kunstarten ein Ende und soll den vereinsamten Künstler in die erhoffte Freiheit führen, welche nur in der Gemeinschaft möglich ist.